Finn-Jannick Gundermann
„Haus der Jugend“ in Wuppertal Barmen
Prof. Dr.-Ing. Christoph Grafe
Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen, Lehrstuhl Architektur Geschichte Theorie
Die Notwendigkeit sich mit dem architektonischen Bestand auseinanderzusetzen, steigt angesichts der schwindenden Materialressourcen der Erde. Im Umgang mit dem Bestand bedarf es eines Umdenkens. Der vielfach praktizierte Abriss von scheinbar nicht mehr zeitgemäßen Bauwerken darf nicht mehr den Normalfall darstellen. Doch wie lassen sich bereits existierende Strukturen an zeitgenössische Anforderungen anpassen und besitzen sie nicht gar ein verstecktes Potenzial?
In der Arbeit „Die Sprache des Relikts – Untersuchung der architektonischen und kulturellen Transformation von Bestandsbauten“ erfolgt die Auseinandersetzung mit der Thematik um das kulturelle Verständnis und der damit verbundene Ausdruck in Form der Architektur. Ausgangspunkt stellt das Bauwerk des heutigen „Haus der Jugend“ in Wuppertal Barmen dar. Vormals als „Barmer Ruhmeshalle“ zur Kaiserzeit und als Selbstzeugnis des Barmer Bürgertums errichtet, erfolgte nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg der Umbau und die Transformation zu einem Kulturort für die junge demokratische Gesellschaft.
Anhand der Erkenntnisse von Raymond Williams wird ein Verständnis von „Kultur“ erarbeitet. Durch seine Vielfältigkeit lässt sich Kultur als ein hybrides Konstrukt auffassen, welches zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine klare Festlegung auf ein einheitliches Bild nahezu unmöglich macht. Mit dem Wandel des kulturellen Verständnisses bedarf es auch der Aktualisierung der Repräsentation desselbigen durch die Architektur. Durch die Untersuchung von Kulturbauten der Vergangenheit und der Gegenwart soll der Blick für das Potenzial des Bestands geschärft werden. Diesbezüglich erfolgt die Untersuchung von vier Schwerpunktthemen, die sich aus der Untersuchung des Entwurfsobjekts „Barmer Ruhmeshalle/Haus der Jugend“ ableiten lassen. Im dritten Kapitel werden mit der Untersuchung von zwei Beispielen die Möglichkeiten der Transformation durch den Umbau aufgezeigt. Die Typologie eines Bauwerks als Ressource zu betrachten, wird anhand des ursprünglichen Gebäudetyps, der „Ruhmeshalle“, in Kapitel IV untersucht. Nachfolgend wird die Entwicklung des Kulturzentrums als neue Form der Kulturarchitektur nach dem zweiten Weltkrieg und den damit verbundenen räumlichen Auswirkungen behandelt. Den Abschluss der Untersuchung bildet die Betrachtung von Schwellen und wie sich diese durch Transparenz und die städtebauliche Gestaltung auflösen lassen.
Die schriftliche Ausarbeitung zeigt, dass bei der Interpretation und Weiterentwicklung von Bestandsbauten das stetig transformierende kulturelle Verständnis eine entscheidende Rolle spielt. Es dient als Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart und vermittelt nicht nur die Geschichte des Gebäudes, sondern prägt auch seine gegenwärtige Bedeutung.
zuletzt bearbeitet am: 05.12.2024